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Eichsfeld
Die innerdeutsche Grenze als Konfliktlandschaft
Die ab 1952 zunehmend befestigte innerdeutsche Grenze zerschnitt das Eichsfeld in zwei Teile. Sie durchtrennte eine historisch gewachsene und familiär und ökonomisch eng verknüpfte katholische Insel im protestantisch geprägten Umland. Heute präsentiert sich die Landschaft, als sei sprichwörtlich Gras über die Konflikte gewachsen. Auf den ersten Blick durchqueren die zahlreichen Wanderer eine scheinbar unberührte Agrar- und Naturlandschaft. Doch die knapp vier Jahrzehnte der deutschen Teilung und Kalter Krieg haben sich tief in das Regionalbewusstein und die Landschaft eingeschrieben.
Im Rahmen der so genannten Grenzsicherung militarisierte der SED-Staat fortwährend die innerdeutsche Grenze, um Fluchten zu verhindern. Aufgrund des komplexen Grenzverlaufs im Eichsfeld kamen hier alle militärischen Mittel zum Einsatz – insbesondere nach der Eröffnung einer Grenzübergangsstelle 1973. Grenzpfähle wichen Zäunen. Zäune wichen Mauern und Minenfeldern. Nach der Wiedervereinigung verwandelte sich der ehemalige „Todesstreifen“ wieder in Äcker, Weiden und Rasenflächen. Mit dem Grünen Band entstand gar ein geschütztes Biotop. Dennoch haben sich die Spuren der Grenze von der Fluraufteilung über Wegführungen bis zu verschütteten baulichen Hinterlassenschaften tief in die Landschaft und den Boden eingeprägt. Das Projekt verfolgt dabei das Ziel, die Kopräsenz all dieser Zeitschichten historisch und didaktisch aufzuarbeiten.
Die Prospektion im Eichsfeld widmet sich der Überlagerung von Grenzausbau im Kalten Krieg, dem Aufspüren heute nicht sichtbarer Grenzziehungen und der heutigen Erinnerungspolitik. In Kooperation mit dem Grenzlandmuseum Eichsfeld in Teistungen erkundet sie ober- und unterirdisch in Raumfenstern unterschiedliche Stellen des Grenzstreifens. Mit historischen und künstlerischen Mitteln erkundet sie zudem Wege, diese versteckte Präsenz der Vergangenheit in die Museumsdidaktik zu integrieren.
Tagungsbeiträge zum Teilprojekt
- Andreas Stele, Frank Wolff: Es begann mit einem Zaun. Die innerdeutsche Grenze als Konfliktlandschaft, auf: Konfliktlandschaften erkunden: Eine Spurensuche zwischen Grund und Gründen, Kunsthalle Osnabrück, 10.-12. Juni 2016.
- Frank Wolff: Der Fußabdruck des ‚Eisernen Vorhangs‘. Die ehemalige innerdeutsche Grenze als Konfliktlandschaft und Lernort, auf: Europäische Grenz- und Begegnungsräume im Wandel: Ein Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr 2018, Universität Wien, 12-14. April 2018.
Frank Wolff, The „Green Belt“ and the (Im)Material Remains of the German Border, EAA Annual Conference, Budapest, 31. August – 3. September 2022.
- Frank Wolff, The Beauty and the Beast: Home, Memory, and Competing Pasts at the „Green Belt“, GSA Annual Conference, 30. September-3. Oktober 2021, Indianapolis IN, USA.
- Frank Wolff, Die Bedeutung von Erinnerung und Geschichte für das Management des Grünen Band, 5. Fachtagung: Management des Nationalen Naturerbes Grünes Band, Bundesamt für Naturschutz/BUND, 22. März 2021.
- Frank Wolff, Was ist eine Erinnerungslandschaft? Konzeptionelle Überlegungen zur Geschichte des “Grünen Bands”, Kolloquium Neueste Geschichte, Universität Osnabrück, 26. November 2020.
Team
Dr. Frank Wolff (Projektkoordinator)
Kooperationspartner
Grenzlandmuseum Eichsfeld (Ben Thustek)