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Ergebnisse der Magnetometrie

In Abb. 8 sind Ergebnisse der Magnetometrie dargestellt. Zunächst fällt auf, dass das Magnetogramm aufgrund zahlreicher sogenannter magnetischer Störkörper auf der Oberfläche der Messfläche sehr unruhig ist. Als magnetische Störkörper erweisen sich einerseits die Grabplatten, andererseits die massiven Steinkreuze, die zwischen den Reihen von Grabplatten aufrecht stehen und bis zu 0,7m hoch sind. Beide Denkmaltypen bestehen aus Natursteinen vulkanischen Ursprungs. Solche Gesteine sind reich an Eisenverbindungen der Mischreihe Magnetit (Fe3O4) - Ulvöspinell (Fe2TiO4) [Dunlop und Özdemir 1997].

Abb. 8: Ergebnisse der Magnetometrie auf der Kriegsgräberstätte Vossenack. Gekennzeichnet sind zwei ausgewählte Gruppen magnetischer Anomalien: Roter Kreis kennzeichnet massive Eisenobjekte (sog. Dipole) im Untergrund; grüne Kreise kennzeichnen stark magnetisierbare Verfüllungen (größerer) Gruben im Untergrund. Instrument: Bartington Grad 601dual; Magnetogramm: Dynamik +/- 100nT, räumliche Auflösung 0,25 X 0,25m.

Bereits die Bezeichnung verrät, dass Minerale dieser Mischreihe stark magnetisch sein können. Eben solche Magnetominerale in den Grabplatten aus Vulkangestein bedingen, dass die meisten von ihnen als Reihen regelmäßiger, stark positiver (in Abb. 8 tiefschwarzer) Anomalien im Magnetogramm auftreten. Die Gesteine der aufrecht stehenden Kreuze beinhalten ebenfalls stark magnetische Eisenverbindungen. Aufgrund ihrer Ausrichtung in der Geometrie des lokalen Vertikalfeldes jedoch erzeugen sie negative, (in Abb. 8 weiße) sogenannte magnetische Schatten. Diese Schatten sind so intensiv, dass sie die von den Grabplatten erzeugten, positiven Anomalien teils überdecken, so z. B. auch Walter Models und Hermann Henschkes Grabplatte (s. Abb. 8). Sie besitzen aber nicht die Intensität, diejenigen dipolaren Anomalien zu überdecken, die von massiven Eisenobjekten im Untergrund erzeugt werden. Ein Beispiel dafür findet sich auf dem Magnetogramm bei der benachbarten Steinkreuzreihe im Nordwesten des Model-Grabes in Abb. 8 (roter Kreis): Die Dipolanomalien, die von solchen Eisenobjekten (z. B. Waffenteilen) im Untergrund erzeugt werden, sind von derart hoher Intensität, dass sie die magnetischen Schatten der Natursteinkreuze „überstrahlen“.

Im Hinblick auf die Potentiale der Detektion von Gräbern und Gruben im Untergrund mittels Magnetometrie, sind zwei (auf Abb. 8 grün umkreiste) Anomalien interessant. Hierbei handelt es sich höchstwahrscheinlich um stark ferrimagnetische Grubenverfüllungen im Untergrund [Faßbinder 1994]. Derartige magnetometrische Befunde könnten auf größere Grablagen hindeuten [vgl. z. B. mit Stele et al. 2020]. Es scheinen weiterhin in nördlichen Bereichen des Magnetogramms lineare Anomalien durch, die auf längliche, grabenartige Grablagen deuten könnten.

Höhere Sicherheit bei der Interpretation des Magnetogramms kann durch die entsprechende Prospektion der gesamten Fläche des Friedhofs erreicht werden. Für das Grab Models sowie das benachbarte Grab kann zunächst ein magnetometrischer Negativbefund festgehalten werden. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Magnetometrie aufgrund der von den Steinkreuzen geworfenen magnetischen Schatten und der Überlagerung der Signale aus dem Untergrund durch den Ferrimagnetismus der Grabplatten nicht ihre volle Aussagekraft entfalten kann.

Im Falle einer zeitweiligen Entfernung von Grabplatten und Steinkreuzen (z. B. im Vorfeld einer archäologischen Maßnahme) empfiehlt es sich, mit Blick auf die Weiterentwicklung der Magnetometrie zur Detektion von Grablagen aus neueren Zeitschichten bzw. aus dem zeitlichen Umfeld des Zweiten Weltkrieges, den geräumten Bereich erneut magnetometrisch zu erfassen.  

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